Summerschool Ägypten 2023

Oase Dachla (Ägypten), 22.09. – 01.10.2023

Karin Kindermann

Die interdisziplinäre Cologne Summer School "Environmental Archaeology: dealing cultural and natural heritage" fand vom 22. September bis 1. Oktober 2023 in der Oase Dakhla (Ägypten) statt und brachte 6 ägyptische und 3 deutsche Studierende sowie verschiedene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Prähistorische Archäologie, Ägyptologie und Geowissenschaften der Universität Kairo (mit Beteiligung der American University in Cairo und des Institut français d'archéologie orientale - IFAO Kairo) und der Universität zu Köln zusammen. Ziel war es, in einer fruchtbaren Mischung und einem intensiven interdisziplinären Dialog von Methoden und Ansätzen aus den Geistes- und Naturwissenschaften Wissen zum Heritage Management – und hier nicht nur zum Kultur-, sondern explizit auch zum Naturschutz – zu vermitteln und einzuüben.

Im Mittelpunkt standen praktische Unterrichtseinheiten vor Ort in der Oase und ihrer unmittelbaren Umgebung (u.a. Dokumentation von Felsmalereien und Herstellung von Steinartefakten) sowie die Vermittlung interdisziplinärer Themen, vor allem aber das gemeinsame und kooperative Lernen von deutschen und ägyptischen Studierenden zu Themen des praktischen Kultur- und Naturschutzes in den Trockengebieten Nordostafrikas. Kurze Exkursionen zu wichtigen archäologischen und kulturhistorischen Stätten, wie dem Tempel von Deir el Hagar oder der alten Oasenstadt El Qasr mit ihrer charakteristischen Lehmziegelarchitektur, sowie Besuche von Werkstätten, wie z.B. einer noch heute betriebenen Keramikwerkstatt, ergänzten die Lerneinheiten. Darüber hinaus hat das CSS die seit mehreren Jahren bestehenden Bildungsbeziehungen zwischen den Universitäten/Institutionen in Kairo und der Universität zu Köln (z.B. Masterstudiengang Umweltarchäologie, DAAD) gestärkt, indem wieder ein direkter Dialog und Austausch möglich wurde, der in den letzten Jahren aufgrund der Covid-Pandemie nur digital möglich war.

Highlights

Der interdisziplinäre Charakter dieser Summerschool mit dem Fokus auf Mensch-Umwelt-Beziehungen hat das Bewusstsein für die aktuellen globalen Herausforderungen des Umwelt-, Klima-, Natur- und Kulturschutzes geschärft. Durch die Fokussierung auf die engen Zusammenhänge zwischen Klima, Landschaft und kultureller Entwicklung dürften die internationalen Studierenden dieser Summerschool einen neuen Einblick in die vielfältige und komplexe Landschaft und Umwelt, die sie umgibt, und die Verantwortung, diese für die Zukunft zu erhalten, gewonnen haben. Das Kölner Grabungshaus in der Oase Dakhla (Ägypten) bot dafür hervorragende Voraussetzungen, da es am Rande der Wüste liegt und einen direkten Zugang zur gefährdeten Naturlandschaft mit ihren prähistorischen Ausgrabungsstätten und Felskunstfundstellen bietet.

Sicherlich können die Besuche einiger kultureller Stätten in der Oase Dakhla, wie die pharaonischen Monumente und archäologischen Ausgrabungen von Ayn Asil und Deir el-Hagar, aber auch das mittelalterliche Oasendorf El Qasr, dessen Lehmziegelarchitektur zunehmend verfällt, als Höhepunkte unserer Summerschool angesehen werden. Diese Besuche von Kulturstätten gaben den Studierenden die Möglichkeit, die Probleme der Kulturerhaltung und ihrer Entwicklung für einen nachhaltigen Tourismus zu verstehen und zu diskutieren. Wie ein teilnehmender Student es ausdrückte, "[...] boten die folgenden Tage eine ausgewogene Mischung aus theoretischen Vorträgen, praktischen Workshops und Exkursionen. Diese Kombination ermöglichte es uns, die praktische Anwendung des theoretischen Wissens in der Praxis zu erleben, was ein umfassenderes Verständnis förderte."

Als besonders interessant und lehrreich wurden von den teilnehmenden Studierenden die praktischen Unterrichtseinheiten hervorgehoben, zum Beispiel zur prähistorischen Felskunst von Dr. A. Brémont-Bellini (IFAO Kairo) oder zum Schlagen von Steinartefakten von Dr. A. el Kassem (Universität Köln). Die Studierenden konnten aus erster Hand einen Einblick in die Dokumentation und Interpretation der Felskunst vor Ort (Tineida/Dakhla Oase) gewinnen. In Kleingruppen wurden verschiedene analoge und digitale Dokumentationstechniken erprobt und der Bezug der Bilder zur umgebenden Landschaft diskutiert und kategorisiert. Eine praktische Einführung in verschiedene GIS-Methoden (W. Youssef, SCA/GIS Dept.) ergänzte das zuvor Gelernte. Durch das experimentelle Schlagen von Steinartefakten wurde den teilnehmenden Studenten ein sehr anschauliches Verständnis für die technologischen Aspekte von Steinartefakten und deren Bedeutung für die Archäologie vermittelt.

Ebenso wichtig wie das wissenschaftliche Programm und in gewisser Weise auch ein Highlight war der alltägliche, informelle kulturelle Austausch zwischen den ägyptischen und deutschen Studierenden, die sich gegenseitig besser kennen- und verstehen lernten. Bei den kleinen Workshops und dem Rahmenprogramm, beim Begrüßungs- und Abschieds­essen und beim abendlichen Beisammensein im Grabungshaus gab es dazu reichlich Gelegenheit, was zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitrug.

Karin Kindermann

Referenzen

Durch die Teilnahme an der Summer School konnte ich ein grundlegendes Verständnis für das komplexe Wechselspiel natürlicher und anthropogener Faktoren bei der Erhaltung des Kultur- und Naturerbes gewinnen. Daher war es sehr beeindruckend zu sehen, wie eng das Verständnis des geologischen und archäologischen Hintergrunds der Wüstenregion zusammenhängt, um die Auswirkungen auf Konservierungsmethoden und -techniken vollständig beurteilen zu können. Insbesondere im Hinblick auf mein Forschungsinteresse, das in der prähistorischen und prädynastischen Archäologie liegt, ermöglichte mir die Summer School Einblicke in verschiedene Perspektiven auf die Interaktion zwischen Mensch und Umwelt. [..] Das prägendste Erlebnis während während der Summerschool war jedoch der aktive Diskurs mit den Teilnehmern, die alle über unterschiedliche Hintergründe der wissenschaftlichen Forschung verfügten, wodurch eine sehr vielfältige Plattform für den Wissens- und Ideenaustausch entstand.

Lara Van der Schüür, Universität zu Köln

Der interdisziplinäre Ansatz der Summerschool, der hochqualifizierte Experten mit unterschiedlichem Forschungshintergrund zusammenbringt, hat unsere Lernerfahrung erheblich bereichert. Die Vernetzung der Experten durch das gemeinsame Thema ermöglichte unterschiedliche Perspektiven und fruchtbare Diskussionen. Die Bereitschaft der Dozenten, mit den Studierenden in Kontakt zu treten und auf ihre Fragen einzugehen, vertiefte mein gesamtes Lernerlebnis enorm. […] Besonders gut gefallen haben mir die Ausflüge zu den Felsmalereien in Tineida und die Erkundung der alten Lehmziegelstadt al-Qasr. Diese Exkursionen zeigten nicht nur die praktischen Aspekte der archäologischen Arbeit, sondern gaben auch Einblicke in die Risikobewertung von Kulturerbestätten und Konservierungsmethoden.

Lara M. Roth, Universität zu Köln

Förderung

Das HBI hat die Fahrt- und Übernachtungskosten dieser Summerschool bezuschusst.

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